Die Geschichtserzählung von der gescheiterten Revolution 1848/49 hat eine lange Tradition, greift aber –inzwischen bestens belegt- aus guten Gründen zu kurz. Sie unterschlägt nicht zuletzt eine Reihe gesellschaftlicher und politischer, auch demokratischer Basisprozesse, die in diesen bewegten Jahren zahlreiche Impulse erhielten. Die Hungry Forties waren eine Zeit kollektiver Lernprozesse in der Krise, auch der plebejischen Unterschichten, der kleinen Handwerker, der frühindustriellen Fabrikarbeiter und der Heimgewerbetreibenden, die spätestens während der Revolution eine fundamentale Politisierung erlebten, als es vor allem um die Verbesserung ihrer sozialen Lage ging.
Der Vortrag untersucht am Beispiel der Elberfelder Ereignisse von 1848/49 und ihrer Vorgeschichte die oftmals widersprüchlichen Strukturen und Formen sozialer Proteste, fragt nach den Akteuren und konkretisiert die Emanzipationsbestrebungen einer frühindustriellen Arbeiterschaft: Varianten einer Fundamentalpolitisierung, wie sie sich vor allem im öffentlichen Raum abspielten, als Politik der Straße.
Detlef Vonde ist Historiker und war Fachbereichsleiter für Politische Bildung an der Bergischen VHS. Davor war er langjähriger wissenschaftlicher Mitarbeiter im Fach Neuere Geschichte an der Fernuniversität Hagen. Promotion zum Thema Urbanisierung im Ruhrgebiet (Revier der großen Dörfer). Forschungsschwerpunkte außerdem: (regionale) Bildungs- und Sozialgeschichte sowie Geschichte der Revolution von 1848/49. Zahlreiche Publikationen sowie regelmäßige Geschichtskolumnen in der Westdeutschen Zeitung. Zuletzt erschienen: Traum aller Träume. Stadtgeschichte(n) der Moderne.
16.5.2024 | Vortrag
Detlef Vonde: Politik der Straße. Fundamentale Politisierung und sozialer Protest 1848/49
Ort: >MI< Besucherzentrum, Engelsstraße 10, 42283 Wuppertal
Beginn: 19:00 Uhr | Eintritt frei